





01. GESELLSCHAFT EINE INSEL (2020)
»Wer die Kulturgeschichte beibringt, will kultivieren. Will die Wiesen zu Feldern machen, den Grund urbar, das Land ertragreich. Nur war unsere Wiese längst ein Feld und das Feld für die meisten schon das ganze Land. Die Wirtschaft ist unser eindrücklichster Umstand. Die Kultur steht ihr als eine Arbeit ganz anderer Art scheinbar immer entgegen. Was aber wäre, wenn wir die Konjunktion von Kultur und Wirtschaft nicht von der Wirtschaft aus läsen, sondern von der Kultur aus? Dieses Büchlein ist eine solche Probeschrift. Der kleinste Atlas. Weil es bei seiner geringen Größe Platz für Anmerkungen wahrt, ist es jedoch auch als Journal gedacht, dessen vorgeschriebener Text — wie jeder Text — variiert, ergänzt und gestrichen werden kann und sollte. Selbst das bescheidenste Buch ist Anwältin für eine andere Wirklichkeit.«
Text: mit Konstantin Schönfelder
Konzeption: PRÄPOSITION
Gestaltung: (Studio) Daniel Zenker
Kreatives Unternehmertum, München 2020
ISBN 978-3-00-066035-1
Ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst als eines der »Schönsten Deutschen Bücher 2021«.
︎︎︎ PRÄPOSITION SHOP
»Wer die Kulturgeschichte beibringt, will kultivieren. Will die Wiesen zu Feldern machen, den Grund urbar, das Land ertragreich. Nur war unsere Wiese längst ein Feld und das Feld für die meisten schon das ganze Land. Die Wirtschaft ist unser eindrücklichster Umstand. Die Kultur steht ihr als eine Arbeit ganz anderer Art scheinbar immer entgegen. Was aber wäre, wenn wir die Konjunktion von Kultur und Wirtschaft nicht von der Wirtschaft aus läsen, sondern von der Kultur aus? Dieses Büchlein ist eine solche Probeschrift. Der kleinste Atlas. Weil es bei seiner geringen Größe Platz für Anmerkungen wahrt, ist es jedoch auch als Journal gedacht, dessen vorgeschriebener Text — wie jeder Text — variiert, ergänzt und gestrichen werden kann und sollte. Selbst das bescheidenste Buch ist Anwältin für eine andere Wirklichkeit.«
Text: mit Konstantin Schönfelder
Konzeption: PRÄPOSITION
Gestaltung: (Studio) Daniel Zenker
Kreatives Unternehmertum, München 2020
ISBN 978-3-00-066035-1
Ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst als eines der »Schönsten Deutschen Bücher 2021«.
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02. SPEGELLAND: NEUE MONOLOGE (2021). Im Jahr 1992 veröffentlicht der deutschsprachige Schriftsteller Kurt Drawert den Roman »Spiegelland. Ein deutscher Monolog«. Darin erkundet Drawert die gerade untergegangene DDR anhand der eigenen Biographie in einer Sprache, welche die Verwerfungen und Brüche, die sie bezeichnet, aufnimmt. Dreißig Jahre später sind die Fragen, die Drawert geleitet haben, immer noch unbeantwortet und sind eingewoben ins Dickicht einer »Gegenwart«, die ihre eigenen Gründe ignoriert. Denn der Osten ist immer noch mehr als eine geographische Richtung, mehr als ein bemitleidenswertes Spiegelbild der Errungenschaften des Westens. Das Bild des Spiegels stellt die Frage: Was sieht der Osten, wenn er die Spiegel aufstellt? Und was ist er dabei selbst?
In SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE suchen Kurt Drawert, Esther Kinsky, Marlene Streeruwitz, Antje Rávik Strubel und Senthuran Varatharajah. nach den Monologen des neuen deutschen und europäischen Ostens und damit nach einer Gegenwart, die im Gewesenen nach dem Kommenden Ausschau hält.
Analog zu den Prinzipien der Kunst am Bau entstand begleitend eine Installation, die einzelne Textpassagen auf Spiegel gedruckt mit den Orten ihrer Geschichte in Beziehung setzt.
Konzeption und Kuration: Konstantin Schönfelder, Holm-Uwe Burgemann
Redaktion: Simon Böhm, Helene Lang
Gestaltung: (Studio) Daniel Zenker
︎ SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE
In SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE suchen Kurt Drawert, Esther Kinsky, Marlene Streeruwitz, Antje Rávik Strubel und Senthuran Varatharajah. nach den Monologen des neuen deutschen und europäischen Ostens und damit nach einer Gegenwart, die im Gewesenen nach dem Kommenden Ausschau hält.
Analog zu den Prinzipien der Kunst am Bau entstand begleitend eine Installation, die einzelne Textpassagen auf Spiegel gedruckt mit den Orten ihrer Geschichte in Beziehung setzt.
Konzeption und Kuration: Konstantin Schönfelder, Holm-Uwe Burgemann
Redaktion: Simon Böhm, Helene Lang
Gestaltung: (Studio) Daniel Zenker
︎ SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE
03. DU BIST DIE SCHRIFT – UND ICH BIN DIE WUNDE எழுத்து நீ – காயம் நான் (2021). Der Schriftsteller Senthuran Varatharajah geht durch Berlin. Er folgt der geographischen Fluchtlinie seiner Mutter, die in den 80er Jahren Sri Lanka verlassen musste und in Ostdeutschland ankam.
Text: Senthuran Varatharajah
Stimmen: Shanthynee Varatharajah, Senthuran Varatharajah
Regie: Holm-Uwe Burgemann, Konstantin Schönfelder, Ole Burgemann
Kamera: Holm-Uwe Burgemann
Ton: Konstantin Schönfelder
Musik: Fabian Saul
Enstanden im Rahmen von
︎︎︎ SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE
Text: Senthuran Varatharajah
Stimmen: Shanthynee Varatharajah, Senthuran Varatharajah
Regie: Holm-Uwe Burgemann, Konstantin Schönfelder, Ole Burgemann
Kamera: Holm-Uwe Burgemann
Ton: Konstantin Schönfelder
Musik: Fabian Saul
Enstanden im Rahmen von
︎︎︎ SPIEGELLAND: NEUE MONOLOGE

04. EIN SCHRIFTSTELLER ZU JENER ZEIT. IM GESPRÄCH MIT SENTHURAN VARATHARAJAH (2022). Als ich diesen Satz von Elizabeth Bishop lese, sitze ich unter keiner Platane. Keine Pyrenäen säumen den Himmel. Die Wärme dieses Sommers vor vier Jahren ist abwesend, alles ist lange her. »I never really sat down and said to myself, I’m going to be a poet. Never in my life. I’m still surprised that people think I am (…) There’s nothing more embarassing than being a poet, really.« Als ich den Schriftsteller Senthuran Varatharajah kennenlernte, schien die Welt leichter zu werden, nun ist sie schwerer geworden.
Ich hole Senthuran in Hildesheim ab, wo er gerade ein letztes Seminar gegeben hat. Ich stehe auf dem Parkplatz. Als er mich sieht, ist sein Blick sanft. Wir umarmen einander lange. In einer Woche wird der S. Fischer Verlag seinen zweiten Roman veröffentlichen, Rot (Hunger). Als Senthuran mir das PDF schickte, bat er mich, ich solle ihm bald schreiben. Aber was soll ich schreiben, wo dieses Buch doch nicht nur ein Buch ist, sondern auch der Bericht eines Lebens, ein Gebetsbuch also, dessen Psalme ich oft gehört habe, weil Senthuran sie, er wird es später sagen, sein ganzes Leben hindurch geprobt hat, um sie nun, um sich nun, loszulassen.
Als wir an seinem Esstisch platznehmen, der ebenso ein Schreibtisch ist, ist alles wie immer: das schwarze Linoleum; der schmale Lichtschein, der von einer einzelnen kaum ernstzunehmenden Lampe herrührt, die noch dazu an einem einzigen Punkt befestigt ist und darum ständig droht, abzustürzen; das Bild an der Wand, das einen Mann zeigt, der auf eben einem solchen Stuhl sitzt, wie Senthuran es nun tut, und der eine Gestalt hat, aber kein Gesicht. Notdürftig schiebt er nun einige Arbeitsmaterialien zur Seite, die Lutherbibel und die Elberfelder Übersetzung; rechts in einer Vase steht eine immergrüne rote Lego-Blume. Die Sonne geht unter. Aus der Wohnung unter uns kommen Bohrgeräusche, die für die Dauer unseres Gesprächs nicht aufhören werden.
Vier Jahre kennen wir einander nun. Und während es das Los, die Bestimmung, der Grund eines solchen Schriftstellers ist, das Leben einer Schrift zu spenden, die nur selten etwas zurückgibt, ist es die Rolle seiner Nächsten nichts dagegen tun zu können.
︎︎︎ GESPRÄCH FÜR PRÄPOSITION
Ich hole Senthuran in Hildesheim ab, wo er gerade ein letztes Seminar gegeben hat. Ich stehe auf dem Parkplatz. Als er mich sieht, ist sein Blick sanft. Wir umarmen einander lange. In einer Woche wird der S. Fischer Verlag seinen zweiten Roman veröffentlichen, Rot (Hunger). Als Senthuran mir das PDF schickte, bat er mich, ich solle ihm bald schreiben. Aber was soll ich schreiben, wo dieses Buch doch nicht nur ein Buch ist, sondern auch der Bericht eines Lebens, ein Gebetsbuch also, dessen Psalme ich oft gehört habe, weil Senthuran sie, er wird es später sagen, sein ganzes Leben hindurch geprobt hat, um sie nun, um sich nun, loszulassen.
Als wir an seinem Esstisch platznehmen, der ebenso ein Schreibtisch ist, ist alles wie immer: das schwarze Linoleum; der schmale Lichtschein, der von einer einzelnen kaum ernstzunehmenden Lampe herrührt, die noch dazu an einem einzigen Punkt befestigt ist und darum ständig droht, abzustürzen; das Bild an der Wand, das einen Mann zeigt, der auf eben einem solchen Stuhl sitzt, wie Senthuran es nun tut, und der eine Gestalt hat, aber kein Gesicht. Notdürftig schiebt er nun einige Arbeitsmaterialien zur Seite, die Lutherbibel und die Elberfelder Übersetzung; rechts in einer Vase steht eine immergrüne rote Lego-Blume. Die Sonne geht unter. Aus der Wohnung unter uns kommen Bohrgeräusche, die für die Dauer unseres Gesprächs nicht aufhören werden.
Vier Jahre kennen wir einander nun. Und während es das Los, die Bestimmung, der Grund eines solchen Schriftstellers ist, das Leben einer Schrift zu spenden, die nur selten etwas zurückgibt, ist es die Rolle seiner Nächsten nichts dagegen tun zu können.
︎︎︎ GESPRÄCH FÜR PRÄPOSITION

05. REZENSION: SAIDIYA HARTMANN, DIESE BITTERE ERDE (IST WOMÖGLICH NICHT, WAS SIE SCHEINT) (2022). »Wenn du laut einen Text liest, ist es dann nicht deine Stimme, die du hörst? Die Geschichte des Schweigens ist ein Text. Das Horchen auf das Schweigen, ein Buch«, schreibt Edmond Jabès. Auch dieses Büchlein gehört in die Reihe jener Bücher, die als Mahnung nur zu Horchen und damit auf ein Schweigen hin gelesen werden müssten. Wenn auch nur dort, wo seine Geste nicht palliativ oder bloß beschreibend, sondern inklusiv, ich möchte sagen, emanzipativ ist. Weil doch eine emanzipative Forschung gerade darin bestehen müsste, keine Lücken zu schließen, sondern eben jene bereitzustellen, auf dass andere kommen und sie aufs Neue bearbeiten.
Dies ist ein Langgedicht, an dem jede Beschreibung endet. Dies ist die Grenze, hinter der das Aufheben des Schmerzes, den wir angesichts des Ungeheuerlichen empfinden müssen, in seiner ursprünglichen Ganzheit, als Bewahrenswertes und als Abschaffung der Geschichte bis hierhin gelingt und echte Anteilnahme möglich wird. Hier ist Sprache wahrhaft menschlich. Hier denke ich an Teju Cole, der sagt: ›Literature can save a life.‹ Und warum sollte das nicht auch für diese gelten? (...)
︎︎︎ SENTIMENTHEK
Dies ist ein Langgedicht, an dem jede Beschreibung endet. Dies ist die Grenze, hinter der das Aufheben des Schmerzes, den wir angesichts des Ungeheuerlichen empfinden müssen, in seiner ursprünglichen Ganzheit, als Bewahrenswertes und als Abschaffung der Geschichte bis hierhin gelingt und echte Anteilnahme möglich wird. Hier ist Sprache wahrhaft menschlich. Hier denke ich an Teju Cole, der sagt: ›Literature can save a life.‹ Und warum sollte das nicht auch für diese gelten? (...)
︎︎︎ SENTIMENTHEK